Vor meiner Erblindung hätte ich nie geglaubt, dass ich einmal Autor werde.
Ein Unfall veränderte mein Leben und öffnete eine Tür, von der ich nicht wusste, dass sie existiert.
Was dahinter lag, hat nicht nur meine Kreativität, sondern auch meine Sicht auf die Welt für immer verändert.
Spätberufener Autor
In Sachen Schreiben bin ich ein Spätberufener. Leider.
Dabei würde ich lieber behaupten, mir sei das Schreiben in die Wiege gelegt worden.
Dem ist aber nicht so. Macht aber nichts, denn auch so habe ich jede Menge Freude an diesem Hobby!
Vor der Blindheit: Ein Leben voller visueller Leidenschaften
Vor meiner Erblindung spielte ich leidenschaftlich gern Billard, fuhr Fahrrad oder Motorrad.
Meine Kreativität lebte ich beim Fotografieren oder Zeichnen aus – alles in allem also sehr visuelle Hobbys.
Nach dem Unfall: Wenn Kreativität plötzlich eine andere Form annimmt
Nach meinem schweren Motorradunfall blieb mir zunächst nur die Freude am Musikhören, am Hören von Hörbüchern und an ausgiebigen Spaziergängen mit meiner Freundin – heute meine Frau.
Meine Kreativität wurde eher im Alltag gefordert, zum Beispiel beim Essen: Wie bekomme ich die Zutaten auf die Gabel, ohne den ganzen Tisch zu versauen, oder: beim Wäschezusammenlegen.
Alles in allem: nicht sehr erfüllend.
Reha als Wendepunkt
Erst dank einer beruflichen Grundrehabilitation im BFW Würzburg kam neuer Schwung in mein Leben.
Ich lernte wieder lesen und schreiben, orientierte mich mit dem Blindenstock und fand Wege, mit meiner Blindheit zurechtzukommen.
Doch damit nicht genug. Für mein Seelenheil fast noch wichtiger:
Ich entdeckte ein neues Hobby, das Schreiben von Kurzgeschichten und Erzählungen.
Damit wurde ich zum spätberufenen Autor, mit einer Leidenschaft, die bis heute anhält.
Wie Punktschrift meine Fantasie weckte
Dabei entdeckte ich Mein neues Hobby nur zufällig.
Erst das Erlernen der Blindenschrift (Punktschrift) weckte meine kreative Ader.
Wäre mir das stupide Abschreiben von Texten nicht zu langweilig geworden, hätte ich vielleicht nie damit begonnen, eigene Geschichten zu erfinden.
Mit anderen Worten: Hausaufgaben können anregend und inspirierend wirken! 😉
Der Computer als Türöffner in eine neue Welt
Richtig in Fahrt kam mein neues Hobby jedoch erst mit dem Computer.
Dank umfangreichem EDV-Unterricht lernte ich Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, E-Mail-Versand und Internetrecherche – von der Pike auf.
So öffnete sich für mich Schritt für Schritt das Tor zur Welt.
Fast war es, als hätte jemand Licht in meine Dunkelheit gebracht.
Plötzlich konnte ich Texte nicht nur schnell und einfach schreiben, ich konnte sie auch kontrollieren, korrigieren und weiterreichen.
Mit anderen Worten: Der Grundstein für meine Autorenschaft war gelegt! 😉
Schreiben als Therapie
Seit ich meinen ersten eigenen Computer hatte, konnte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen.
Schreiben bedeutete für mich nicht nur, Geschichten zu erfinden. Es erfüllte noch andere, wertvolle Zwecke:
Ich konnte meinen Unfall besser verarbeiten, meinem Frust und meinen Sorgen Ausdruck verleihen.
Für mich ist Schreiben deshalb auch eine Form von Therapie.
Von der Kurzgeschichte zum Roman
Inzwischen sind viele Kurzgeschichten, Gedichte und längere Erzählungen entstanden.
Autobiografische Texte warten noch auf ihre Überarbeitung und liegen bereits in der Schublade.
Gerade vollende ich meinen ersten Roman: ein Regionalkrimi, der im Billardmilieu spielt.
Wenn alles gut geht, wird er bis Ende des Jahres das Licht der Welt erblicken! 🙂
Und wie ist das bei dir? Hast du auch ein Hobby auf Umwegen entdeckt?
Hinterlasse mir gern einen Kommentar, ich freue mich!
Bis zum nächsten Mal
dein David

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